Im Hotel „Im weißen Rössl“ ist Hochsaison. Die Wirtshäuser und Pensionen in St. Wolfgang erwarten zahlungskräftige Gäste, diese wiederum alpenländische Gastlichkeit, Gebirgsnatur pur und Erholungsfreuden, Amouren eingeschlossen.

Zahlkellner Leopold braucht bei aller Geschäftigkeit auch seinen ganzen Charme. Wenig Erfolg hat er bei seiner Chefin Josepha Vogelhuber. Die ist nämlich ein wenig verliebt in den Berliner Rechtsanwalt Dr. Otto Siedler, einen langjährigen sympathischen Stammgast. Der hat das schönste Balkonzimmer gebucht. Um dieses Zimmer kommt es nach Ankunft des hemdsärmeligen Fabrikanten Wilhelm Giesecke aus Berlin zum Streit, denn Leopold hat Siedlers Zimmer aus verständlichen pikanten Gründen an Familie Giesecke vergeben.

Siedlers Erscheinen wird auch von Wilhelm Giesecke, der nur auf Drängen seiner Tochter Ottilie und seiner Schwester Charlotte im Salzkammergut Urlaub macht, ungern gesehen: Der Fabrikant hat gegen ihn und dessen Mandanten, seinen Erzkonkurrenten Sülzheimer einen Prozess verloren. Töchterchen Ottilie hindert dies jedoch nicht, den Avancen Siedlers nachzugeben. Gieseckes Stimmung bessert sich schlagartig, als Sülzheimer ihm in einem Brief mitteilt, dass er ins „Weiße Rössl“ kommen will, um sich dort um die Gunst von Ottilie zu bemühen. Durch eine Heirat wäre der Rechtsstreit der beiden Firmen nämlich elegant aus der Welt zu schaffen. Dr. Siedler bietet sich an, den Deal anzubahnen, denkt jedoch nicht im Ernst an das Projekt, sondern kann auf diese Weise Ottilie näher sein.

Sigismund seinerseits interessiert sich nicht für Ottilie, denn er hat auf  der Fahrt nach St. Wolfgang im Zug Klärchen kennen gelernt, die Tochter des mittellosen Privatgelehrten Prof. Dr. Walter Hinzelmann.

Schließlich muss die Rösslwirtin erkennen, dass die Neigung Dr. Siedlers nicht ihr, sondern Ottilie gilt. Als Leopold mit dem Koffer in der Hand um sein Arbeitszeugnis bittet, händigt sie es ihm aus, doch erhält er sofort ein neues Engagement – als ihr zukünftiger Ehemann. Und noch zwei andere Paare werden glücklich, aber die können Sie sicher selbst erraten.

Den Stoff fürs „Rössl“ lieferte das wahre Leben: Der Textdichter des Lustspieles von 1897, Oskar Blumenthal, verbrachte häufig die Sommerfrische zusammen mit dem Schauspieler Gustav Kadelburg im Gasthof „Weißes Rössl“, aber nicht in St. Wolfgang, sondern in Lauffen auf dem Wege zum Dachstein in der Gegend von Bad Ischl, wo die Kaiserfamilie jährlich der Sommerfrische huldigte. Dort hatten die beiden über mehrere Jahre das letztendlich erfolgreiche Werben des Kellners um seine verwitwete Wirtin mit Interesse beobachtet. Und daraus verfassten die beiden unter Einbezug weiterer Figuren und Personen (u. a. Fabrikant Giesecke aus Berlin) dann das Lustspiel in 3 Akten „Im Weißen Rössl“, das am 30.12.1897 in Berlin mit großem Erfolg uraufgeführt und bald nicht nur im deutschsprachigen Raum über eine Reihe von Jahren inszeniert wurde.

Mit ein Grund für das große Interesse war die aufbrechende Sehnsucht nach Reisen und Sommerfrische, die in der humorvollen Handlung ihre adäquate Erfüllung nicht nur für den „kleinen Mann“ fand. Wer in der Großstadt Berlin z. B. hatte je schon einen zwischen steil aufragenden Felswänden eingebetteten Gebirgssee gesehen

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Personal im Weißen Rössl:

  • Josepha Vogelhuber, Rösslwirtin: Andrea Voigt
  • Leopold Brandmayer, Zahlkellner: Andreas Gebel
  • Franz, der Piccolo: Nicolas Valentin Peter
  • Kathi, Mädchen für alles: Annika Ködel
  • Loidl, Musiker im Rössl: Helmut Weisser

Gäste im Weißen Rössl

  • Wilhelm Giesecke, Lampenfabrikant aus Berlin: Michael Lehner
  • Ottilie Giesecke, seine Tochter: Mona-Isabelle Aurand
  • Charlotte Giesecke, Wilhelms Schwester: Hilde Häßler
  • Dr. Otto Siedler: Konrad Sauerteig
  • Sigismund Sülzheimer, Konkurrent Gieseckes: Walter Richter
  • Prof. Walter Hinzelmann: Siegfried Günther/ Sven Larch
  • Klärchen Hinzelmann, seine Tochter: Silke Neukam-Ködel
  • Hochtourist: Alfred Wruck

Kostüme: Wolfram Müller-Broeder

Regie: Jürgen Peter

Ironie der Entwicklung: Das ursprüngliche „Weiße-Rössl-Wirtshaus“ in Lauffen konnte von dem großartigen Erfolg des Lustspieles nicht profitieren, dafür jenes am Wolfgangsee, das mit der Begebenheit überhaupt nichts zu tun hatte. Dessen Wirtin, die Antonie Drassl, erkannte sofort den großartigen Werbewert und reiste sehr erfolgreich durch die Lande, um ihr Wirtshaus bekannt zu machen. Es lag ja auch direkt am See, das andere eben nicht. Und bald war ihr „Weißes Rössl“ das des Lustspieles und ab 1930 des Singspieles. Die stürmisch gefeierte Premiere am 08.11.1930 in Berlin führte zum Welterfolg.

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